F.A.Z.-Leser helfen :
Elefant auf dem Schulweg

Von Christian Palm
Lesezeit: 2 Min.
Ein Verein aus Frankfurt gibt Kindern in Kenia eine Chance auf Bildung. Für die Mädchen und Jungen in Ostafrika ist vieles anders und manches richtig gefährlich.

Vor einigen Wochen ist es wieder passiert. Zwei Kinder in Marsabit konnten sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen. Die Hyänen waren schneller und bissen sie tot. Das Leben in den ländlichen Regionen Kenias kann sehr gefährlich sein. Während sich deutsche Kinder freuen, wenn sie im Zoo oder im Zirkus wilde Tiere sehen, müssen ihre Altersgenossen in Afrika aufpassen, dass sie den nötigen Sicherheitsabstand zu ihnen einhalten. Auch Elefanten können aggressiv sein und Menschen angreifen.

Der acht Jahre alte Lteretei muss jeden Tag aufpassen, wenn er sich auf den Weg in die Schule macht. Zum Glück hat es der Junge (Foto) nicht weit. In der roten Schuluniform und mit seinen Büchern unter dem Arm muss er nur wenige hundert Meter laufen, bis er in seinem Klassenzimmer ankommt.

Das hat er einem Verein aus Frankfurt zu verdanken. Cargo Human Care hilft schon seit sieben Jahren Kindern in Kenia. Eigentlich kümmert er sich um Jungen und Mädchen in der Hauptstadt Nairobi. Aber 2011 wurde der Verein auf die Dörfer im Norden des Landes aufmerksam. „Damals gab es dort eine Hungersnot, und wir wurden gefragt, ob wir helfen können“, sagt Fokko Doyen. Der Pilot hat Cargo Human Care gegründet. Weil sein Verein mehr Spenden sammeln konnte als gedacht, finanzierte er zusätzlich zu Lebensmitteln den Bau einer Schule.

Entstanden sind zwei einfache Häuser. Sie bieten Platz für vier Klassen, in denen gut 100 Kinder ABC und Einmaleins lernen. Der Wind rüttelt an den Blechdächern. Es gibt keinen Strom, das Wasser stammt aus Brunnen, die tief in die Erde reichen. Die Lehrer geben ihr Bestes, um den Schülern etwas beizubringen. Mit Kreide schreiben sie auf die kahlen Wände, die schwarz angemalt sind, um als Tafel zu dienen.

Zwar gilt auch in Kenia eine Schulpflicht. Aber viele Familien haben kein Geld für die Schuluniformen, für Bücher, Hefte und Stifte. In manchen abgelegenen Gegenden sind die Wege sehr weit, weil es zu wenig Schulen gibt.

80 Prozent der Menschen im Norden Kenias können nicht lesen und schreiben. Die meisten leben vom Ackerbau und der Viehzucht. Viele Kinder wie Lteretei müssen auf den Feldern arbeiten. Das kleine Einkommen ist für die Familien wichtiger als die Hoffnung auf eine gute Ausbildung. „Nicht alle Eltern verstehen sofort, warum die Bildung für ihre Kinder so wichtig ist“, sagt Doyen. Doch nach und nach erkennen sie den Wert der Schule. Cargo Human Care zahlt für manche Familie einen Teil des Schulgelds. Demnächst soll eine Schulküche fertig sein, ein kleiner Spielplatz befindet sich schon jetzt neben den Klassenräumen. Elefanten und Hyänen haben sich dort zum Glück noch nicht blicken lassen.